Perspektivenwechsel & soziale Verantwortung in Kenia

Mitte Februar diesen Jahres durften wir für 9 Tage das Go Fishnet Projekt in Kenia besuchen. Von Österreich aus wird hier über den Verein „Fishnet – für Kinder in Afrika“ unterstützt. Im Wesentlichen werden dabei Waisenkinder und bedürftige Menschen in Kenia (insbesondere Kisumu) gefördert. Über meinen damaligen Studienkollegen Patrick Redtenbacher durfte ich den Verein kennenlernen. Da ich mir schon als Jugendlicher das Ziel gesetzt habe für Hilfsorganisationen tätig zu werden und in Afrika helfen zu wollen, nutzte ich die Möglichkeit, das Projekt vor Ort zu besuchen und zu helfen. Ich sehe es als meine soziale Verantwortung zu helfen, aber es gibt mir auch einen Perspektivenwechsel, wie privilegiert wir in Europa sind. Im Mentaltraining ist der Perspektivenwechsel eine bekannte Methode, die natürlich nicht nur gedanklich, sondern auch in der Realität angewendet werden kann.

Erfahrungsbericht

Begonnen hat der Einsatz natürlich mit einer umfangreichen Planung, da es bei der Einreise in solche Gebiete einiges zu beachten gilt. Neben der eigentlichen Buchung gilt es Impfungen, Malaria Prophylaxe, Visa, Einreisedokumente etc. mitzudenken. Aber auch die Organisationen der Aufgaben vor Ort und der benötigen Materialen war ausgiebig. Außerdem haben wir versucht so viele Hilfsgüter wie möglich mitzunehmen, was schließlich in eine Reise mit 6 Koffer mündete. Hier war ich schon überwältigt von der Hilfsbereitschaft in Österreich. Es wurden sowohl die Koffer als auch Laptops, Smartphones, Kleidung u.v.m. gespendet.

Tag 1 – Erste Arbeitsaufgaben

Ankunft in Kisumu (Kenia) war konkret der 25.02.2023, wo wir gleich vom Executive Team vor Ort am Flughafen empfangen wurden. Nach kurzem Kennenlernen starteten wir bereits mit den ersten Aufgaben: Dem Einkauf von Zahnbürsten und Zahnpasta für die SchülerInnen der Happy Kids Academy. Leider wird die Zahnhygiene in Kenia sehr vernachlässigt, weswegen wir mit den Artikeln, aber auch mit einer Schulung entgegenwirken wollten. Danach haben wir uns gleich bemüht, alle Hilfsgüter in der entsprechenden Inventarliste einzutragen.

Tag 2 – Hausbesuche -> ein Perspektivenwechsel!

Am zweiten Tag durften wir bereits erste Hilfsgüter an die Menschen verteilen. Zudem stand ein Kirchenbesuch an, um auch die Kultur vor Ort besser kennenzulernen. Am Nachmittag holte uns dann aber die Realität der Armut endgültig ein – die ersten Hausbesuche standen an. Ich habe mich vorab auf schlimme Zustände eingestellt, trotz allem konnte ich die Umstände kaum fassen. Eine fünfköpfige Familie lebt in einem kleinem, baufälligen Haus aus lehmartigen Schlamm. Kein Bad, keine Toilette und die „Küche“ wie auch das „Schlafzimmer“ waren kaum als solche zu erkennen. Fishnet unterstützt insbesondere mit Lebensmittel, wofür die Familie sehr dankbar ist. Aber wir möchten die Hilfskonzepte diesbezüglich noch weiter ausbauen.

Tag 3 – Happy Kids Academy

Als nächstes Projekt stand der Besuch der Happy Kids Academy an. Die Kinder stammen aus Verhältnissen, die einen Schulbesuch nicht möglich machen würden. Hierfür sind die Kids spürbar sehr dankbar und wenn Projektunterstützer aus Österreich zu Besuch kommen, werden sie ausgiebig willkommen geheißen. Konkrete Aufgaben in der Schule waren: Ausgabe der Hilfsgüter wie Stifte o.ä., Aktualisierung der Schülerlisten inkl. Schulfotos und die Bedarfserhebung von Gütern. Dieser Tag war menschlich für mich ein großes Highlight – die Schule ist zwar von der Ausstattung mit keiner in Österreich zu vergleichen, doch diese Dankbarkeit war schon sehr schön mit anzusehen.

Tag 4 – Success Stories und jugendlicher Unternehmergeist

Ein spannender nächster Tag stand am Programm. Wir besuchten Absolventen der Happy Kids Academy, welche in die Secondary School aufgestiegen sind. Unglaublich zu sehen, was Hilfe alles ermöglichen kann. Und Fishnet unterstützt sie auch jetzt noch in Form von Schulmaterial und Uniformen. Darüber hinaus durften wir die engagierte Tura Youth Group besuchen, die vor Ort Sandalen erstellen und Business Starthilfe vom Verein erhielten. Richtig coole Jungs, die tolle Arbeit leisten. Ist echt einen Besuch wert und bringt ebenso einen Perspektivenwechsel mit sich!

Tag 5 – Girls Project und Zahnhygiene bei den Kids

Am fünften Tag durften wir das Girls Project näher kennenlernen. Hier werden Hygieneartikel von Frauen für Frauen produziert. Zudem lehrt die Hauptnäherin den Umgang mit der Maschine. Ein toller Ansatz, um den Menschen selbst eine Arbeitsausbildung zu ermöglichen. Am Nachmittag hatten wir dann den Schulungstermin zur Zahnhygiene bei den Happy Kids geplant. Zuvor durften wir nochmal Hilfsgüter austeilen und die Patengeschenke überreichen. Danach versammelten wir alle Klassen zur Schulung und teilten das gekaufte Material aus.

Tag 6 – Ringa Support Program

Nun ging es zu einem etwas weiter entfernten Projekt und zwar zur Ringa Support Group. Hier arbeitet eine größere Gruppe an versch. Teilprojekten. Es wird sowohl Farming betrieben, aber es werden auch Ziegel produziert. Es gibt nur ein großes Problem dort – eine permanente Wasserquelle fehlt. Dadurch wird der Betrieb immer wieder sehr stark eingeschränkt. Go Fishnet plant aktuell ein Bohrloch mit Pumpe, aber schon jetzt ist die Dankbarkeit der Gruppe für die Kleinhilfen unglaublich.

Tag 7 – Unterstützung von Witwen und älteren Menschen

Am siebten Tag führte unsere Reise zur Ombeyi Support Group. Hier durften wir viele neue Eindrücke sammeln, insbesondere wie Witwen, aber auch ältere oder eingeschränkte Menschen unterstützt werden. Da es kein geordnetes System der Regierung gibt, unterstützen Organisationen wie Go Fishnet mit Lebensmittel. Man lernt die europäischen Systeme wirklich wieder zu schätzen, da solche Einblicke einfach zu einem drastischen Perspektivenwechsel führen.

Tag 8 – GoFactory und Abschied

Nun war bereits der letzte operative Tag angebrochen. Wir machten uns auf zur eigenen Ziegelfabrik, wo aktuell das Dach nach einem Schaden repariert wurde. Außerdem hatten wir die Möglichkeit einen eigenen Ziegel zu produzieren. Die Einfachheit des Prozesses hat uns dabei sehr begeistert. Darüber hinaus war schön zu sehen, welch umfangreiche Hilfe aus Österreich in wirklich kurzer Zeit dort ankam. Abschließend stand noch unsere Abschiedsfeier an, wo gemeinsam Schnitzel gekocht wurden.

Am Abreisetag frühstückten wir noch gemütlich zusammen und dann ging es auf zum Flughafen. Eine herzliche Verabschiedung und etwas Wehmut später, stiegen wir in den Flieger auf den Weg nach Mombasa. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, die netten Menschen, aber auch die Hilfe vor Ort. Es mit eigenen Augen zu sehen und zu spüren ist doch etwas ganz anderes. Ein Perspektivenwechsel erfolgt, ob man will oder nicht. Man schätzt unsere europäischen Standards wieder viel mehr, sei es betreffend Hygiene oder öffentlichen Hilfen – geschweige denn die Infrastruktur wie Straßen oder ähnliches.